Rockharz Open Air 2019


Es war das erste Juli-Wochenende 2019 auf dem Ballenstedter Verkehrslandeplatz.
Im restlichen Jahr finden vor Ort Flugtage oder Flugsicherheitsseminare statt, beziehungsweise kleinere Maschinen starten und landen auf der Gras- oder der Asphaltlandebahn. Schon nächstes Wochenende geht es mit der deutschen Meisterschaft im Motorkunstflug weiter.

Aber vom 03.-06.Juli war von der Ruhe des idyllischen Flugplatzes nicht viel zu spüren.
Das Rockharz Open Air lockte in diesem Jahr über 20.000 Besucher als Tages- und Wochenendgäste auf den staubigen Acker am Fuße der Harzer Teufelsmauer, eine weitere Rekordmarke für das größte Rock-und Metalfestival der Harzregion. 55 Bands spielten an den vier Festivaltagen auf den beiden Bühnen Rock-Stage und Dark-Stage. Auch hier war die gute Organisation vom Rockharz zu spüren. Durch perfekte Taktungen der Bands, lagen zwischen den Auftritten meist nur 5 Minuten Pause. Es gab während des gesamten Wochenendes kaum Verzögerungen und nur zwei Bands tauschten am Freitag den Slot aufgrund von Verspätungen bei der Anreise von The Nightflight Orchestra.


Am Mittwoch startete das Spektakel um 16:30 Uhr mit der schwedischen Viking/Folk-Metal-Band From North vor allem mit Songs ihres Debütalbums. An diesem Tag fanden alle Auftritte auf der Rock-Stage statt, im Anschluss an die Schweden traten noch Brothers of Metal, Vader und Combichrist auf, ehe die Headliner des Tages J.B.O. und U.D.O. die Leute zum Schwitzen brachten.


Den zweiten Festivaltag läuteten gegen Mittag Blood Red Hourglas ein. Ab diesem Moment war auch die Dark-Stage aktiv und die Auftritte wechselten sich auf den Bühnen ab. Immer wieder konnte man die Bewegung von tausenden Menschen sehen, die sich um einige Meter vor den Graben der jeweils anderen Bühne verschoben. Im Anschluss spielten STAM1NA, Nervosa, Lacrimas Profundere und The Unguided ihre Slots.
Das Infield füllte sich immer mehr und am zentralen Merchandising-Stand bildete sich eine lange Schlange. Durch die wochenlang anhaltende Trockenheit in Ballenstedt ähnelte das Gelände schon jetzt einer Steppe und überall setzte sich der Staub ab. Die Sonne brannte vom Himmel herab, bei diesem Wetter konnte nur bestes Festivalfeeling aufkommen. Den nächsten Auftritt bestritt gegen Nachmittag die a´capella Heavy-Metal-Band Van Canto. Nach sieben Studioalben und 13 jähriger Bandgeschichte wissen die 6 Sänger, die sich nur mit einem Schlagzeug auf die Bühne wagen, genau, wie sie ihre Stimmen einsetzen müssen und wie sie ihre Fans sofort in beste Feierlaune versetzen können. Während ihres 45 minütigen Auftrittes spielte Van Canto viele Songs aus ihrem neuesten Album Trust in Rust, welches im letzten Jahr erschienen ist.


Wer dachte, er könne jetzt durchatmen, lag absolut falsch. Als nächstes waren mit Coppelius und Feuerschwanz zwei extrem energiegeladene Bands an der Reihe.
Coppelius entführt einen ins 18. Jahrhundert mit ihrem sogenannten Kammercore, einer Metalversion mit klassischen Instrumenten wie dem Kontrabass, der Klarinette und dem Cello. Sie erzählen einfach ihre fiktiven Geschichten, zwar auch mit einer gewissen Portion Wahnsinn, aber es ist immer absolut unterhaltsam und man kann sich nie sicher sein, was der Diener Bastille als nächstes macht. In einem Moment läuft er aufgeregt auf der Bühne hin und her und im nächsten Moment schenkt er crowdsurfend Sekt an die Fans aus. Den 45-minütigen Auftritt füllten die Berliner mit ihren Songs, darunter auch Coverversionen von Iron Maiden. Zu Reichtum sammelte Coppelius in einem Zylinder Geld für einen guten Zweck und war sichtbar überrascht von der Spendenbereitschaft. Immer wieder wurde die Menge aufgefordert den Zylinder zurück Richtung Graben zu geben, aber jeder wollte etwas Gutes tun. Leider konnte noch kein Zweck angegeben werden, aber sicherlich wird man irgendwann noch erfahren, welche Organisation hiermit unterstützt wird. Auch der kurzzeitige Ausfall eines Mikro´s störte die Band nicht sonderlich, sie machten einfach mit ihrer Show weiter und spielten ihre beliebtesten Songs, darunter Risiko und I get used to it.


Feuerschwanz zogen ihr Programm der Methämmer-Tour routiniert durch. Mit Schubsetanz, Operation Drachensturm, Prinzessin oder Die Hörner hoch kam absolute Feierlaune auf, die Menge tobte, eine riesige Staubwolke stand über dem Infield und die Crowdsurfer wurden Richtung Bühnengraben durchgegeben.

Als nächstes standen Overkill auf der Bühne, bevor die finnischen Hard-Rocker Lordi in ihren Zombikostümen ein Best-Of ihrer 27-jährigen Bandgeschichte zum Besten gaben. Fehlen durfte da natürlich auch nicht der bekannteste Song Hard Rock Halleluja mit dem die Finnen 2006 den größten Musikwettbewerb der Welt, den Eurovision Song Contest (ESC) in Athen gewannen. Seit diesem Tag zählen Lordi nicht nur zu Stars der Hard-Rock und Heavy-Metal-Szene, sondern sind auch Fans anderer Musikrichtungen ein Begriff.

Ein Highlight des gesamten Festivals fing ab 19:40 Uhr an. Wenn auch nicht als Headliner auf dem Rockharz anwesend, lockten die Himmelsrichtungen Nord, Ost, Süd und West doch viele Musikbegeisterte im Namen von Hämatom vor die Dark-Stage. Schon das Intro versprach Gänsehaut und die Energie, die von der Bühne kam, riss einen sofort mit. Nur 50 Minuten Spielzeit sind für Hämatom eindeutig zu wenig, oder sagen wir lieber, es ist für die Fans der deutschen Metal-Band zu wenig Zeit. Mit Songs wie dem Coversong I want it all, Fick das System, Lichterloh, Ich hasse dich zu lieben, Zeit für neue Hymnen und natürlich Wir sind Gott als Abschluss des Auftrittes auf dem Rockharz Open Air war die Menge fast in Ekstase. Süd, der Schlagzeuger der Band, wagte sich auf einer Platte mit seinem Schlagzeug in die Menge und wurde, während er Schlagzeug spielte, von den tausenden Menschen einmal in einem großen Kreis durch das Infield getragen. Eine wahre Armee an Crowdsurfern schob sich nach vorne Richtung Graben. Die Männer im Bühnengraben hatten richtig viel zu tun und viel zu schnell war der Auftritt von Hämatom zu Ende.


Als nächstes gaben Wintersun und Cradle of Filth ihr Bestes zum Guten, bevor der Headliner des Abends Amon Amarth inklusive großer Feuershow auftrat. Die schwedische Melodic-Death-Metal-Band begeistert schon seit Jahren die weltweite Metal-Szene mit ihren Songs und Texten über die nordische Mythologie und Wikinger, wobei sich die sechs Bandmitglieder aber entschieden von der Viking-Metal-Szene distanzieren. Es wurden einige Songs des neuen Albums Berserker gespielt, aber vor allem die bekanntesten aus den mittlerweile 11 Studioalben. Amon Amarth beweist immer wieder, dass sie zu Recht als Headliner angekündigt werden und die Fans zu Songs wie The Pursuit of vikings und Death in fire abfeiern.



Den Abschluss des Tages hatte als After-Headliner Witt, während sich nach und nach alle Festivalbesucher auf den Weg zu ihren Zelten, Autos und Wohnwagen machten.

Am Freitagmorgen erwachte das Camp langsam wieder. Einige Besucher machten sich auf den steilen Weg, hoch zum „Großen Gegenstein“, um die Aussicht über das Festivalgelände zu genießen. Fast erinnert einen der Weg an eine Klettertour, so steil geht es teilweise bergauf. Auf dem Weg hoch muss man immer aufmerksam sein, so kann es sein, dass einem unlenkbare Bobbycars entgegenkommen. Oben angekommen muss man natürlich noch den Felsen auf seinen ausgetretenen Stufen erklimmen und nach ununterbrochenem Sonnenschein tut einem auch der starke Wind als Abkühlung ganz gut. Der Abstieg von dem östlichen Ausläufer der Teufelsmauer ist übrigens fast noch komplizierter, hierbei kann man nur froh sein, wenn man keine teure Kamerausrüstung bei sich trägt. Wieder am Zelt angekommen, konnte man nochmal etwas ausspannen, bevor wieder ein anstrengender warmer Tag begann. Richtig gut ist es natürlich, wenn man entspannt seinen Kaffee trinkt und auf dem noch geschlossenen Infield der Soundcheck von „Saltatio Mortis“ stattfindet. Man hörte schon einige Songs, die Stimme von Alea dem Bescheidenen und die Vorfreude auf den abendlichen Auftritt stieg noch mehr.
Diejenigen, die sich nicht auf den Weg zum Aussichtspunkt gemacht haben, sind vielleicht duschen gegangen, schade war es nur, dass man zu den Stoßzeiten morgens, beziehungsweise vormittags, ca. eine Stunde anstehen musste. Auch wenn die Organisatoren des Festivals die Anreise und auch die Duschsituation im Vergleich zu den letzten Jahren schon überarbeitet haben, gibt es hier sicher noch minimales Verbesserungspotential um ein sehr gutes Festival auf ein noch höheres Niveau zu heben.


Der dritte Festivaltag begann um 11 Uhr mit der Öffnung des Festivalgeländes und die erste Bühne, die Rock-Stage, wurde um 11:20 Uhr von Elvellon bespielt, gefolgt von Milking the goatmachine, Nailed to obscurity, warkings und Elvenking, bevor gegen halb 3 am Nachmittag Mr. Irish Bastard mit ihrer Mischung aus Irish-Folk, Punk und Ska, die Bühne unter anderem mit We are the drunks rockten. Fehlen durfte natürlich auch nicht die Coverversion von Ricky Martins Livin´ la Vida Loca.

Weiter ging es mit den getauschten Slots von The nightflight Orchestra und Omnium Gatherum, Kissin Dynamite, Caliban, Soilwork und Dragonforce.
Als nächstes eroberte die schwedische Death-Metal-Band Hypocrisy rings um Gründungsmitglied und Sänger Peter Tägtgren die Rock Stage. Der Auftritt wirkte, als sei er nicht von dieser Welt. Ein riesiger Alien prangte auf dem Backdrop, die Vorliebe von Hypocrisy für Außerirdische und Verschwörungstheorien ist hinlänglich bekannt. Die Fans feierten die Band nach ihrer vierjährigen Pause zu Fire in the sky, End of Disclosure oder Obsculum Obscenum mit Moshpits und Headbanging.

Der nächste Auftritt auf dem diesjährigen Rockharz wurde zwar nicht nominell als Headliner geführt, lief Dimmu Borgir aber fast den Rang ab. Natürlich hat es sich hierbei um die Mittelalter-Rock-Band Saltatio Mortis gehandelt. Die Gasflaschen am Rand der Bühne deuteten schon im Vorfeld auf die üblicherweise imposante Feuershow hin und die Fans wurden nicht enttäuscht. Selbst die Brandsicherheitswache, gestellt durch die Feuerwehr Ballenstedt, sah etwas aufmerksamer auf das Infield, als meterhohe Flammen gen Himmel geschossen wurden. Die Energie, die Alea während des gesamten Auftrittes ausgestrahlt hat, ist absolut bemerkenswert und griff sofort auf die Fans über. Überall kamen einem Crowdsurfer entgegen und auch Alea der Bescheidene musste sich crowdsurfend und singend einen Weg durch die Massen bahnen, vor allem war er darauf angewiesen, dass ihn die Fans zurück in Richtung Bühne trugen, was mit einem kleinen Umweg hinter den Soundtürmen entlang auch geschah. Die Textsicherheit der vielen tausend Fans zeigte sich in nahezu jedem Song, nicht nur bei Große Träume, Wo sind die Clowns, Europa, Wachstum über Alles oder dem Spielmannsschwur. Nach einer Stunde Spielzeit war der Auftritt von Saltatio Mortis vorbei. Die Band verabschiedete sich und die Bühne wurde geräumt. Zurück blieben einige Fans, die nicht den Weg zur Rock-Stage mitmachten, mit dem Wunsch, dass SaMo doch noch eine Stunde weiter spielen könnte. Ein grandioser Auftritt, für einige Festivalbesucher sicherlich das Highlight des gesamten Festivals.


Ab 22:50 Uhr nahmen die Symphonic-Black-Metaller DIMMU BORGIR die aufgeheizte Menge in Empfang. Mit Songs wie Kings of the Carnival Creation, Progenies of the great Apocalypse und Mourning palace hatten die Skandinavier die Menge sofort auf ihrer Seite. Die Bühne war zu Anfang in blasses blaues Licht getaucht, der Auftritt war recht mystisch, die Band kam mit großen Kapuzen auf die Bühne. Die Sonne war mittlerweile komplett untergegangen und die einzelnen Lichteffekte kamen richtig gut zur Geltung. Die Band war mit ihrer Show ein absolut würdiger Headliner.

Im Anschluss kamen als After-Headliner noch die Bands Russkaja und Heidevolk.

Den Festivalsamstag eröffneten Follow the cipher, Hell Boulevard, Visions of Atlantis, Freedom Call, Burning Witches und Grand Magus. Während Hell Boulevard mit ihrem Gothic-Rock´n´Roll Songs wie Bitch next door und Britney Spears Hit me Baby one more time performten, überzeugten Freedom Call mit ansteckender guter Laune und ihrem “Happy-Metal”, als Songs hatten sie unter anderem Tears of Babylon und Metal is for everyone im Gepäck.

Übernommen wurde die Bühne im Anschluss von der kanadischen Band Anvil mit ihrem klassischen Heavy-Metal Sound und Songs wie Metal On Metal. Schon unglaubliche 40 Jahre steht die Band für Heavy-Metal und war ein Vorreiter für die Entstehung des Speed-Metal, der in den 80ér Jahren entstand. 17 Studioalben entstanden bisher in ihrer Karriere. 

Die nächsten Slots wurden durch Hardline, Grave und Kärbholz belegt. Falsche Alternativen und Kind aus Hinterland waren 2 Songs der Band rings um Torben Höffgen. Moshpits, aufwirbelnder Staub und guter Deutschrock, mit Punk- und Indieeinflüssen, ein wirklich überzeugender Auftritt von den Rheinländern Kärbholz. 

Nun schlug das Wetter um, es wurde immer windiger und leichter Regen setzte ein, der im Laufe der nächsten Bands immer stärker wurde. Damit mussten Legion of the damned, Mono Inc, Epica und Korpiklaani klar kommen. Aber gerade bei mystischen und epischen Auftritten, wirkt so ein Wetter richtig gut, zum Beispiel begann der weiße Rabe von Mono Inc zu flattern, als würde er gleich abheben wollen. Während die Hamburger Songs wie Welcome To Hell, Gothic Queen und Voices Of Doom spielten, zog sich der Himmel immer mehr zu. Aber auch auf ihrem 4. Rockharz gingen die Dark-Rocker nicht baden und überzeugten die Festivalbesucher.

Das Rockharz Open Air 2019 neigte sich langsam dem Ende zu und der Veranstalter Thorsten Kohlrausch bedankte sich mit einem Teil seiner Crew von der Bühne aus bei allen Fans und Helfern, die dieses wachsende Festival jedes Jahr aufs Neue zu etwas besonderem machen.


Children of bodom war als letzter Headliner für das Rockharz am Samstagabend an der Reihe. Die Melodic-Death-Metal-Band aus Finnland setzte auf violettes Licht und ordentlich Nebel auf der Rock-Stage und während des absolut gelungenen Auftrittes spielten die Finnen Songs wie Under Grass And Clover, This Road, Hate Me!, Everytime I Die und Downfall. Dankend nahmen die Fans die Stimmung auf und nutzten die letzte Chance des Festivals um Moshpits und CirclePits zu bilden und um noch einmal auf dem Harzer Boden Crowdsurfer Richtung Bühnengraben zu schicken. 

Den After-Headliner-Late-Night-Slot füllten The O´Reillys & the Paddyhats und das Apocalypse Orchestra aus.

Das Rockharz Open Air in Ballenstedt ist absolut eine Empfehlung wert, nicht nur für Metal-Fans. Das Gelände ist für ein Festival hervorragend geeignet. Die Anreise kann zwar noch verbessert werden, aber wenn zeitgleich mehrere tausend Besucher anreisen, die auch noch kontrolliert und eingewiesen werden müssen, lässt sich wohl ein Rückstau nicht vermeiden, vielleicht kann dieser in der Länge reduziert werden. Das Festivalgelände an sich ist richtig gut angelegt, die Essensstände sind übersichtlich aufgebaut, die vielen Non-Food-Stände haben eine große Vielfältigkeit in Sachen Shirts, Mützen und Accessoires. Das Gelände vor den beiden gleichwertigen Bühnen ist großzügig und als Zeitvertreib kann noch der vermeintlich größte Biergarten Sachsen-Anhalts, das Mutantenstadl, besucht werden. Der Campingplatz wächst auch jedes Jahr aufs Neue und gleicht fast einer Messe und Fahrzeugshow für Campingbegeisterte.



Eine ausgiebige Fotogalerie vom Rockharz Open Air 2019 findet ihr hier.


Der Ticketvorverkauf für das Rockharz Open Air 2020 ist bereits angelaufen und die erste Frühbucheroption ist auch schon wieder vorbei.
Für 2020 bereits feststehende Bands sind Running Wild, Ost + Front, Subway To Sally, Dark Tranquillity, Eluveitie, Ektomorf, Destruction, Accept und Ensiferum. Wenn weitere Bands bestätigt werden, werden wir sehen, ob das Festival  auch im nächsten Jahr wieder durch skandinavische Bands dominiert wird.


Also kauft euch eure Tickets und nächstes Jahr im Juli wird wieder zusammen gefeiert!







Text: Maren Weibke

Bilder: Jerome Jakob