Full Force 2022 (24.-26.06.)
Wir hatten zwar bereits vom Full Force (ehemals "With Full Force") Festival gehört, waren jedoch dieses Jahr zum ersten mal dort. Seit 2017 findet das Festival auf dem Ferropolis-Gelände bei Gräfenhainichen statt und nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause hatten wir dieses Jahr die Gelegenheit das Full Force Festival selbst zu erleben.
Der Veranstaltungsort, die sogenannte Eisenstadt -dem ehemaligen Tagebau "Golpa-Nord"- liegt auf auf einer Halbinsel im Gremminer See bei Gräfenheinichen im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Absoluter Blickfang des Geländes sind die vier, bis zu 30m hohen Bagger, die -nicht zuletzt aufgrund der eindrucksvollen Beleuchtung- ein perfektes Setting für ein Metalfestival bieten. Die Bagger sind auch die Namensgeber einiger Bühnen.
Das Full Force bietet für seine Besucher ein üppiges Platzangebot, so dass man auf dem Gelände jederzeit einen Platz zum sitzen, stehen, liegen oder pogen findet. Massives Gedränge haben wir weder auf den Laufwegen noch vor den, häufig gut besuchten, Bühnen erlebt. Es fiel auf, dass neben der szenetypischen schwarzen Kleidung auch viele Gäste eher bunt gekleidet waren. Wie bei größeren Konzerten üblich, befinden sich neben den Bühnen große Bildschirme auf denen nicht nur die Konzerte, sondern -zwischen den Auftritten- auch die Tourdates einiger Bands gezeigt werden. Die gestiegenen Gas- und Getreidepreise sind allerdings auch an den Getränkeständen nicht spurlos vorbei gegangen. So kosten 0,4l Fassbier mehr als 5€.
Ein Metalsprichwort besagt: "Meine Nachbarn hören gute Musik, ob sie wollen oder nicht..." - Das Full Force hat keine direkten Nachbarn, aber gute Musik war nicht nur bis zu den Badestränden und dem Waldkino zu hören sondern vor allem überall zu spüren. Die Bands haben dem Namen des Festivals entsprechend alle Ehre gemacht und gaben richtig Gas.
Am Freitagabend haben beispielsweise Amaranthe auf der, nach dem Bagger "Mad Max" benannten, Hauptbühne die Menge gut vor geglüht. - Das recht kurze Kleid von Sängerin Elize Ryd hat dabei sicher das Fieber einiger Gäste weiter erhöht. Am späteren Abend überraschte Sänger Matthew Tuck von Bullet for my Valentine mit einer unerwartet guten Gesangsperformance. Die Band hat mit einem Feuerwerk aus Pyrotechnik, schnellen Drums und Gitarrenriffs die ohnehin bereits deutlich erhitzte Stimmung vollends zum explodieren gebracht.
Am Samstag füllten Siamese die "Backyard Stage" und brachten den Platz zum beben. Auf der überdachten "Hardbowl Stage" machten As Everything Unfolds richtig Stimmung. Noch nie haben wir jemandem an einen Synthesizer so ausrasten sehen, wie Jon Cassidy. Der Auftritt von Emil Bulls auf der Hauptbühne war für unseren Geschmack viel zu basslastig abgemischt, so dass Gitarren und Gesang in Drums und Bass untergingen. Kraftvoll war es aber dennoch.
Der Auftritt von Leo Moracchioli's Frog Leap Studios hingegen war sehr gut. Es hätte gut passieren können dass manch einer am nächsten Tag Nackenschmerzen von einem Britney Spears-Cover hat, doch Leo hat uns diese Peinlichkeit dank gelungener Setwahl erspart. Man bekommt den Eindruck, dass hier jemand sein Hobby zum Beruf gemacht. Als Kenner benötigt man nämlich offenbar zwei Mikrofone: Eines für Gesang, eines zum growlen. Zum Abschluss spielte die Band einen Song den wohl jede Schulband schon gespielt hat. Die Performance des Cranberries' Song Zombie, macht Frog Leap Studios damit zur besten Schulband der Welt. Einziger Kritikpunkt an diesem Konzert war, dass auch dieses nach einer Stunde endete.
Nach einer Auszeit aufgrund eines schweren Unfalls im Jahr 2015, traten auch The Ghost Inside wieder auf. Schlagzeuger Andrew Tkaczyk sogar mit nur noch einem Bein, was letztlich zeigt, dass man niemals die Hoffnung verlieren sollte...
Alles in Allem verbinden wir mit dem Full Force sehr positive Erinnerungen und hatten viel Spaß. Ein paar fliegende Bierbecher und entsprechende -duschen waren das Schlimmste was wir sahen. Der Metal-Subkultur wird nachgesagt besonders friedlich zu sein. Es verwundert daher nicht, dass die Security vorwiegend mit dem Empfang von Crowdsurfern beschäftigt war. Die Künstler waren alle froh, nach zwei Jahren Abstinenz und Dunkelheit wieder spielen zu dürfen. Getreu dem Motto "Endlich wieder Festival(s)" geht es den Bands offenbar wie den Fans.
Wir teilen dieses Gefühl und sagen: Festival. Kann man wieder machen!
- Danke Full Force
Eine große Fotogalerie vom Full Force findet ihr hier.
Bilder: Jerome Jakob
Text: Dennis Maienhöfer
Veröffentlicht: 01.07.2022