Paddy Rock Openair 2023
Unser letztes Festival in diesem Jahr führte uns vom 24. - 26. August zum Jugendzeltplatz Alpha One nach Halvestorf. Das Paddy Rock hat über die letzten Jahre leider noch nicht seinen Platz gefunden und musste immer wieder nach neuen Locations suchen. Diese Suche gestaltet sich natürlich nicht leicht, schließlich plant man über ein solches Festivalwochenende mit einigen tausend Besuchern.Uns hat das Gelände und der Aufbau vom Campground und Infield wirklich gut gefallen und es wäre schade, wenn Organisatoren mit einer so schönen Veranstaltung in andere Gemeinden umziehen müssten, nur wegen hoher Auflagen von Seiten der Stadt. Mit dem Paddy Rock wird der Hamelner Veranstaltungskalender kulturell und künstlerisch deutlich vielfältiger aufgestellt.
An dem Wochenende wurde den Besuchern durch das Line-Up eine bunte Mischung aus Metal, Punk, Ska und Folk geboten, so unterschiedlich die Musikrichtungen auf der Bühne waren, so unterschiedlich zeigten sich auch die Fans vor dem Bühnengraben.


„Be a Bastard if you can!“ wurde von den Fans vor der Bühne der Band zu dem Song Be a Bastard im Refrain lautstark entgegengerufen. Ein toller Auftritt einer authentischen Band und genau das Genre spiegelt doch die Wurzeln des Paddy Rocks wider, die Fans feierten und hüpften, tranken Bier und hatten einfach Spaß mit der Band aus Iserlohn.
Auf kleineren Festivals ist das tolle, dass man immer wieder Musiker, die eben noch auf der Bühne standen, auf dem Infield sieht, wie sie ihre Kollegen unterstützen, mit den Fans feiern und reden und im Notfall vielleicht sogar zusätzlich mit Instrumenten und Musikern auf der Bühne aushelfen.
Heroes 2 None folgten auf Bühne 1 mit ihrer Mischung aus Streetpunk und Oi! aus Dänemark. Die Bandmitglieder haben eine Menge Erfahrung in verschiedenen Bands wie The Zero Point, War Of Destruction, Skaloot, The Hoolies, The Guv'nors, The Outfit & Last Seen Laughing in den letzten 40 Jahren gesammelt.

White Sparrows – die 4 Hessen stehen in allererster Linie für Punkrock mit sozialkritischen Themen und klarer politischer Haltung. Die Songs der Band werden vor allem durch Sänger Nico geschrieben und beruhen häufig auf erlebten Storys oder Ängsten von ihm persönlich oder seinen Bandkollegen. Das aktuellste Album „Zwischen Lieb, Hass & Suff“ entstand mitten in der Coronapandemie in absoluter Einzelarbeit, keine gemeinsame Zeit im Proberaum, sondern die ersten Parts (Drumms, Gitarre, Bass) wurden anfangs einzeln im Studio eingespielt, gemixt und erst dann kamen in einer einsamen Waldhütte, die zu einem Studio umgebaut wurde, die Vocals, Westerngitarre und Orgel hinzu. In Halvestorf musste die Band ihr Improvisationstalent unter Beweis stellen und die Ruhe bewahren, zuerst musste eine Bassgitarre vor Ort ausgeliehen werden und danach bekam der Sänger von seinem Mikrofon mehrfach eine gewischt, das Mikro wurde während eines Songs ausgetauscht, die Band spielte einfach weiter.


Am 1. Paddy Rock Tag wurden ab 21:00 Uhr die ganzen Klassiker der Norddeutschen Band gespielt. Alle Songs wurden absolut textsicher von der Crowd mitgesungen, darunter natürlich selbstverständlich unter anderem Beinhart, Volle Granate, Renate, Presslufthammer B-B-Bernhard und Freie Bahn mit Marzipan!. Natürlich ist ein 1 ½ stündiger Headlinerslot kräftezehrend, Torfrock meisterten das aber gemeinsam mit einer Lockerheit und ihrer absolut sympathischen, norddeutschen Art mit Charme und dem typischen Witz ihrer Auftritte. Chapeau!!!
Mit einem Tag Pause ging es für uns am Samstag mit North Alone, Sonic Skies, The Fiddling Lads, Muirsheen Durkin, Venues und Mark Foggo weiter, bevor der Abend mit The Other, Grave Gigger, Excrementory Grindfuckers, Emscherkurve 77, Booze & Glory und Mike Tramp fast vollendet wurde. Als letztes folgte das Highlight des Festivals, als Headliner trat Doro, die Queen of Metal, auf dem Paddy Rock Openair auf dem Zeltplatz Alpha One in Halvestorf auf. Bereits am frühen Nachmittag durfte Doro Pesch sich in das goldene Buch der Stadt Hameln eintragen und bestaunte hierbei das schöne Buch, als gelernte Typographin wird sie sicherlich immer noch ein gewisses Interesse an Büchern und Schriften hegen.
The Fiddling Lads haben sich als Band erst vor kurzer Zeit zusammengefunden, sie sind aber alle keine Anfänger, viele Jahre Bühnenerfahrung liegen bereits hinter den Musikern. Ihr erstes Album Pub Time Stories mit 12 Songs wurde vor einem Jahr veröffentlicht und versetzte die Besucher auf dem Paddy Rock direkt auf die grüne Insel. Teile der Band sind ebenfalls Mitglieder der Band Bad Nenndorf Boys und wollten sich gerne in einem anderen musikalischen Bereich austoben, ihre gemeinsamen Interessen führten sie zum Folk. Ohne Frage passt Nicole Kaiser am Akkordeon sehr gut in die Band, nach ihrer jahrelangen Erfahrung in der Band The Mahones.



Booze & Glory ist eine Londoner Oi!-Punk-Band mit polnischen Wurzeln.
Inhaltlich bedient man in den Songs die komplette Palette britischer Themen, von Working Class über Alkoholkonsum bis hin zur Selbstbeschreibung der Londoner Skinhead-Szene. Die Texte drücken einen gewissen Patriotismus gegenüber England, Stolz auf London und ihren Fußballverein West Ham United aus. Die Band legt jedoch Wert darauf, aus verschiedenen Nationalitäten zu bestehen und positioniert sich klar gegen die rechte Skinhead-Szene. Mit Hurricane erschien im Jahr 2019 ihr 5. Album. Mit The Streets i call my own, Carry on, Cést la vie und fort he better times ertönte erstklassiger Oi!-Punk über das Infield in Richtung Weser.
Mit dem langersehnten Auftritt von Doro Pesch auf dem Paddy Rock Open Air endete das Festival in Halvestorf. Über 3000 Fans feierten 3 Tage lang vor den 2 Bühnen die Bands aus den Bereichen Metal, Folk und Punk. Zu jeder Zeit war alles komplett durchmischt, auch die Fans. Es war spannend zu sehen ob sich die Anhänger der verschiedenen Musikgenres verstehen würden, ist ja tatsächlich eine berechtigte Frage. Oi!, Ska, Punk, Folk und Metal sind halt in allem sehr unterschiedlich, es ist aber alles sehr friedlich und fair geblieben. Vielen Dank auch an den Sicherheits- und Sanitätsdienst, ebenso an die örtliche Feuerwehr. Über 200 Dienststunden mussten alleine für die Brandsicherheitswache geleistet werden, ohne diese dürfte allerdings auch keine Veranstaltung dieser Größenordnung stattfinden.
Schade war es, dass aus bekannten Gründen die Band Hämatom nicht auftreten konnte. Für uns wären sie der absolute Headliner des Festivals gewesen. Wir wünschen der Band alles Gute und hoffen das sie ihren Weg finden werden, wie auch immer dieser aussehen mag. Erst vor 4 Jahren erschien auf ihrem Album Maskenball der Song Wir sind keine Band, die Textzeile "Wir sind keine Band, Wir sind eine Familie" sagt so vieles über den Zusammenhalt der Band aus. Wie kann man bei einer vierköpfigen Band, die nach den 4 Himmelsrichtungen benannt sind, einen Freund, ein Familienmitglied ersetzen? Schon das Wort fühlt sich falsch an. Niemand könnte West ersetzen und für jeden anderen Musiker wird es sehr schwer in seine Fußstapfen zu treten.
Die Veranstalter des Paddy Rock Openair zeigten sich ganz zufrieden mit dem ersten Festival ihrer Veranstaltungsreihe an dem neuen Ort. Natürlich hätten es vielleicht mehr Besucher sein können, aber erstens war das Wetter, vor allem am Freitag, nicht so gut, um spontan entschlossene Besucher anzulocken und zweitens muss die Veranstaltung sich erst einmal etablieren. Uns hat es in allen Punkten sehr gut gefallen, die Wege waren kurz, das Infield übersichtlich aufgebaut, es gab genügend Toiletten, vielfältige Gastrostände und auch der Campground sah wirklich vernünftig aus.





Wir sagen Danke für die tolle Zeit und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen mit Irish Folk, Punk und Metal in Hameln-Pyrmont! Hier geht es zu unserer großen Fotogalerie.
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Bilder: Jerome Jakob
Text: Maren Jakob
Veröffentlicht: 29.08.2023